Conan der Bösewicht

Dass der Plot der Conan-Neuverfilmung hirnverbrannt und die Dialoge langweilige Zeitverschwendung sind, haben schon genügend andere Rezensenten geschrieben. Dass dennoch nicht jede Sekunde des Films schlecht ist, aber nicht zur Geltung kommen, da durch die krampfhaften Anlehnungen an den Schwarzenegger-Conan die schlechten Momente besonders hervorgehoben werden, überrascht nicht. Auch dass sich die Anlehnungen an Robert Erwin Howards Original-Conan auf ein paar Anspielungen beschränken, war ja zu erwarten. Verwundern bis erzürnen kann einen aber, welche Charakterzüge dieser Film der Figur des Conan zuschreibt.

Erst greift er ein paar Sklavenhändler an, weil es ihm angeblich um die Freiheit der Gefangenen geht (ansich ein Howard-Thema: ehrlicher Barbar gegen dekadente Zivilisation), dann fesselt er selber kurzerhand eine widerspenstige Frau (ansich durchaus kompatibel mit einem Mainstream-Barbaren-Klischee), um sie als Lockvogel für seinen Rachekrieg zu nutzen. Doppelmoral also. Die angeblichen Wertvorstellung wirft der „Held“ ohne Zögern über Bord, um seine Rache zu erfüllen. Seine Rache beherrscht ihn, mehr noch als damals den Schwarzenegger-Conan, für nichts anderes ist Platz. In seiner Rachsucht ist er grenzenlos, er macht hinterlistige (quasi zivilisiert falsche) Versprechungen, seine Gegner im Kampf zu erschlagen ist ihm nicht genug, er quält die Handlanger seines Gegners auch noch auf sinnlose und extrem sadistische Art und Weise. Das soll Conan sein? Wirkt eher wie Kane. Man hätte den Film auch „Conan, He-Wolf of the SS“ nennen können.

Fuck you, Regisseur, fuck you, Drehbuchautoren, fuck you, Produzenten.

Published in: on September 13, 2011 at 8:17 pm  Comments (10)  

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10 KommentareHinterlasse einen Kommentar

  1. Das ist wie mir aus der Seele gesprochen.

    So wenig Schwarzeneggers Conan mit dem REH Conan gemein hatte, so war er doch ein durchaus sympathischer und beachtenswerter Charakter (mit eigenen Schwächen und Problemen).

    Dieser neue Conan ist auch wieder keine REH Conan-Umsetzung (was aber nach der noch viel grottigeren Solomon-Kane-Verfilmung auch kaum zu erwarten war). Somit sollte man ihn für sich stehend betrachten.

    Und da bleibt leider nur ein verdammt SCHLECHTER Barbaren-Film. Nicht einmal die Kampfszenen sind sehenswert, da durch hektische Schnitte kaum mal eine durchgängige Kampfaktion zu sehen ist. Das ist tragisch, da eigentlich die Hauptrolle nach einem „physical actor“, also einem Darsteller, dem auch komplexere Kampfchoreographien liegen, verlangt.

    In der vorliegenden Umsetzung ist die Geschichte flacher als die der beiden Arnold-Conans (JA, das geht! Sie ist wirklich „topfeben“, wie man hier im Ländle so sagt.). Und die Hauptfiguren – und zwar ALLE, die „Guten“(?) und die Bösen – sind leider schlecht besetzt (oder zeigen nichts von dem, was sie eventuell schauspielerisch drauf haben könnten).

    In dieser Hinsicht wirkt diese Conan-Verfilmung wie solche (Dritt-)Klassiker der Boll-Filme wie „Blood Rayne“ und dergleichen. Miese bzw. lustlose Darsteller, keine Story, keine sehenswerten Action-Szenen. – Nur das bekannte Namensetikett vorne drauf.

    Bei den Chinesen nennt man so etwas ein „hohles Gestell“. Es sieht von außen nur so aus, als wäre es ein Conan-Film, aber es ist NICHT EINMAL EIN FILM dahinter. Nur Leere!

  2. Volle Zustimmung. Blöderweise arbeiten viele Rezensenten nicht heraus, warum der neue Conan schlecht ist (weil er die düstere Mystik von Howards Originalvorlage nicht einfängt), sondern beschränken sich auf plumpes Barbarenfilm-Bashing.

    Vergleiche zum Beispiel dieses arrogante, unwissende Geschreibsel:

    http://film.fluter.de/de/437/kino/9669/

  3. Was mich halt nervt ist nicht einfach nur ein schlechter Film: James Bond ist jetzt eine eiskalte Killermaschine. Sherlock Holmes ist durchgedreht und gewaltsüchtig. Und Conan ein mörderischer Sadist. Muss das alles sein?

    Aber um auch was gutes über den Film zu sagen: Ich habe mich tierisch gefreut, als im Angriff auf das Dorf ein Pferd mit Panzerung (am Hals) zu sehen war. Endlich ein Film, wo die Krieger nicht mit „nackten“ Rössern in die Schlacht reiten. 🙂

  4. Es gibt positive Aspekte: Ich finde z.B. die Kostüme recht gelungen, auch die Kulissen und Computerdarstellungen der Welt fand ich durchaus stimmig. Einige Szenen haben durchaus Kraft – allen voran Conans Geburts auf dem Schlachtfeld, da dachte ich noch, dass der Film ganz gut wird. Hätten sie diese guten Ideen und Ansätze genommen und hätte der Regisseur sich Zeit zum Erzählen genommen – es folgt ja ein Gemetzel auf das nächste, ganz ohne „ruhige“ Szenen, die der charakterisierung der Personen dienen -, ja dann hätte das was werden können.

  5. Naja, also die Geburtsszene war ja der Gipfel an Geschmacklosigkeit.

  6. Vielleicht bin ich da ein Mutant, aber ich fand sie auf eine brachiale Weise passend. Najagut, man kann sich über Details der Umsetzung sicher streiten. Ob Conans Vater seine ollen wirklich den Bauch aufschlitzen muss, beispielsweise – vielleicht hätte es gereicht, Conan einfach auf dem Schlachtfeld zur Welt kommen zu lassen.

  7. Vielleicht bin ich ja auch ein wenig frühvergreist … aber so etwas scheint mir nur in einen billigen Trashfilm zu passen (nicht in einen teuren Bashfilm).

  8. Wie, ein Barbar, der noch nichts vom kantschen Imperativ gehört hat?

  9. […] […]

  10. Mich hat das Ganze auch an eine Uwe Boll Umsetzung erinnert. Man hat nicht versucht die Romanvorlage zu verfilmen. Man hat versucht die Arniw-Filme neu zu verfilmen. Nachdem die Story halt noch flacher war als in den „Originalfilme“ versuchte man das ganze durch sinnlose Brutalität und Spezialeffekte „passend“ zu machen. Eigentlich war mir schon nach dem ersten Trailer klar, dass der Film nicht der brüller wird.
    Ich glaub nicht, dass ich noch jemals eine gute Conanverfilmung erleben werde ….


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