Stimmungskiller OSR

Der Hype um gewisse Autoren der OSR (old school renaissance) ist übertrieben. Tatsächlich geht doch die Stimmung flöten, wenn:

  • magische Gegenstände viele Funktionen haben, die man auf seinem Personnagenbogen notieren soll, die aber allesamt fast nutzlos sind (Schriftrolle zum Schutz gegen Schnupfen und grünhaarige Katzenmenschen? Schwert +0 mit Vampirfähigkeit gegen zwergische Jungfrauen, aber nur bei Neumond?),
  • man besser gar nichts im Dungeon anfasst, weil man weiß dass die meisten Effekte den Charakter völlig unspielbar machen würden,
  • Merkwürdiges einfach grundlos ist, weil zufallsgeneriert, und der Spielleiter auch keine Ahnung hat (bspw. von Hack n Slash empfohlen: die Goldmünzen im Hort sind so aufgestapelt, dass sie exakt die Form eines liegenden menschlichen Körpers bilden),
  • Obszönes und Verstörendes reiner Selbstzweck ist (wie der perverse Brauthändler-Priester in Bad Myrmidon),
  • mit dem Holzhammer erzwungene innere Konflikte die Leichtigkeit des Heroic-Fantasy-Spiels unterbinden (Soll ich jetzt noch mehr Kinder vor dem Ertrinken retten oder lieber den vermeintlichen Kinderschänder überwachen? Ach, ich ess lieber Popcorn).

Gut, dass ich das noch zum RSP-Karneval „Stimmung“ loswerden konnte.

Published in: on Juli 31, 2018 at 12:12 pm  Comments (9)  
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9 KommentareHinterlasse einen Kommentar

  1. Das gilt nicht nur für mag. Gegenstände… Auch wenn die Helden tonnenweise Gifte und Tränke haben, und dann anfangen zu überlegen: „Gibs da nicht was von Ratio-Dungeon“?“ Dann werden erstmal die Regeln gewälzt

  2. Ich meine jetzt eher, was die Raggis und Stuarts so abliefern und dann abgefeiert wird. Originell, mal was anderes, aber bitte nicht ständig so ein Unsinn. Gerade bei Raggi gilt: Beim Lesen ist manches abstoßend-faszinierend, am Spieltisch nur noch abstoßend. Oder die sinnlosen Meta-Effekte: total lustig, aber am Spieltisch blöd. Wenn ich ein Abenteuer kaufe, dann bitte auch ein spielbares.

  3. Da bin ich ganz bei dir. Die Weirdness nur der Weirdness willen ist irgendwann nur ermüdend und Spassbremsen … Bei manchen Sachen frag ich mich, bin ich zu doof zum Leiten oder ist das tatsächlich einfach lame … auf der anderen Seite funktionieren dann echte Klassiker für alle und alle haben Spass …

  4. Gerade bei Raggis Sachen ist es ja so, dass sie nicht zur Heroic Fantasy, sondern zu Weird Fantasy gehören.
    Magische Gegenstände sind selten, sehr speziell, dafür aber mitunter sehr mächtig; und nicht mit jedem Gegenstand sollte man einfach so herumspielen.
    Dungeons sind tödlich. Fallen häufig so designed, wie es sinnvoll ist. Dazu gehört auch, dass sie nicht nur Unannehmlichkeiten darstellen, sondern den Eindringling permanent ausschalten sollen. Und wenn so eine Falle kaum zu erkennen ist, hat der Fallenbauer seine Arbeit richtig gemacht. Das ist nicht fair, aber durchaus plausibel.
    Merkwürdiges muss in gewisser Weise „grundlos“ sein, wenn es das Lable „weird“ verdienen soll. Wenn ich weiß, warum etwas so ist, wie es ist, welchen Zweck es erfüllt, dann ist es nicht mehr weird.
    Die „Leichtigkeit des Heroic-Fantasy-Spiels“ gibt es bei Raggi und Konsorten nicht, weil es kein Heroic-Fantasy-Spiel ist.

    Just my 2 cents. Aber vielleicht kommentiere ich jetzt gerade auch völlig an der Intention des Eintrags vorbei.

  5. @Nite: Guter Punkt!
    Nur, wer leitet schon tatsächlich pures weird fantasy mit dem Ziel, Spieler zu verstören? Welche Spieler lassen sich darauf ein, möglichst krasse Begebenheit jedesmal begeistert zu untersuchen, ohne dass ein Ermüdungseffekt einsetzt? Wer freut sich über Raggis Hex 0507 in Bad Myrmidon? Wer leitet/spielt tatsächlich Fuck for Satan?

    Ich respektiere Raggi durchaus für das, was er tut, weil er kompromisslos aus Überzeugung handelt und dabei durchaus richtig gute Ideen hat. Das Dungeon-Layout und die Hintergrund-Story in The God that Crawls sind genial.
    Allerdings sagt Raggi selbst, dass er zuhause auch ganz normale Abenteuer leitet, nur will er eben nichts zum Verkauf anbieten, was so gewöhnlich ist, dass es jeder SL auch alleine gekonnt hätte. Und dann verkauft er uns Sachen wie Hex 0507, was reine Provokation ist, und Fuck for Satan, was ein einziger Witz ist (über den ich auch lachen kann), aber sicher nichts für den Spieltisch.

  6. @ghoul:
    Bad Myrmidon hab ich mir noch nicht angeschaut, da kann ich leider nichts zu sagen.
    Ich denke, ein wichtiger Punkt ist, dass Raggis Module besonders weirde Akzente in einem ansonsten „recht gewöhnlichen“ Setting setzen sollen. Wie du schon sagst spielt er wohl selbst auch ganz normale Abenteuer.
    Wenn jemand allerdings ein Raggi-Modul nach dem anderen spielt, dann kann ich mir sehr gut vorstellen, dass das einfach irgendwann zu viel wird, da bin ich ganz bei dir.

  7. @Nite: Ok, jetzt mal ganz konkret: Welche Raggi- oder Stuart-Module hast Du bereits geleitet/gespielt? Fandest Du alles daran gut? Wurde irgendetwas abgemildert oder weggelassen?

  8. […] von Ghoultunnel zählt einige Beispiele auf, die ihm persönlich bei Spielen der Old School Renaissance die Stimmung verhagelt […]

  9. Tower of the Stargazer, The God that crawls und Death Frost Doom hab ich bisher geleitet. Better than any man und The Monolith from beyond Space and Time sind im Setting platziert.
    Geändert oder weggelassen wurde an den erstgenannten dreien nichts.

    Bad Myrmidon hab ich mir zwischenzeitlich auch mal zu Gemüte geführt: Hex 0507, puh, ich verstehe was du meinst. Beim Inhalt des Hexes sehe ich für mich noch kein Problem. Aber allein die Möglichkeit, für abscheuliche Handlungen derart belohnt zu werden … Das möchte ich an meinem Tisch auch nicht haben.


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