Chainmail Unearthed

Nach der ersten Schlacht habe ich festgestellt, dass Chainmail buchhalterisch viel einfacher funktioniert, als angenommen. Jeder Tabletop-Profi hätte das gleich richtig erkannt. Von AD&D her denkend interessiert mich tatsächlich, wie viele Mann sich auf dem Schlachtfeld befinden, nicht wie viele Figuren. Jeff Perren aber baute ausgehend von Battle of Bodenburg eigene Regeln für seine 40mm-Miniaturen. Wenn er „man“ schreibt, meint er die Figur (das „Männchen“). Gary Gygax dagegen schreibt in seinen Regelteilen (betr. Sonderregeln für Schweizer/Landsknechte und das Fantasy Supplemenent) konsequent von „figures“. Auch die Skalen (1 Zoll = 10 Yards, 1 Figur je nach Größe 10 oder 20 Mann) wurden sicher erst von Gygax in seiner Einleitung definiert. Diesmal also wird „richtiger“ gespielt! Außerdem habe ich mir aus einem YT-Video den Trick abgeguckt, Ermüdungsmarker hinzulegen.

Die Grafen Engelschank, dessen Land bekannt ist für die hervorragende Schweinezucht, und Blocksberg, Herr eines nebligen Hochlandes mit mehr Schafen als Einwohnern, sollen eine uralte Familienfehde beilegen, so will es der König. Leider ist der Bruder Engelschanks, nach langen Friedensverhandlungen, wenige Monate nach seiner Freilassung aus den blocksberger Kerkern, von denen er sich nie voll erholte, verstorben. Der König aber kann keine streitenden Grafen gebrauchen, er träumt von einem Kreuzzug! Die verwaiste Tochter der Engelschanks soll einen Sohn der Blocksberger heiraten. Beide Familien sollen vom König belohnt werden: Blocksberg einem verwaisten Ritterlehen im Grenzgebiet, Engelschank mit einem feinen Jagdwald aus königlichem Privatbesitz. Wäre jetzt nur die Braut nicht mit einem Blocksberger Knappen durchgebrannt!

Beide Grafen rufen zu den Waffen. Als Blocksbergs Späher melden, dass eine kleine Streitmacht Engelschanks das Blocksberg zugeteilte Lehen besetzt, marschiert auch Graf Blocksberg los.

Graf Engelschank hat bereits Gräben ausheben lassen, um sein Lager um den Provianttross zu schützen. Die Blocksberger nähern sich zu Sonnenaufgang aus dem Osten, im Schutze einiger Wäldchen und Gestrüppe. Der Himmel ist bewölkt, wenn auch ab und zu ein blendender Sonnenstrahl durch die Wolkendecke in die Augen der engelschankschen Schützen dringt.

Graf Engelschanks Truppen: 40 schwere Reitersöldner (4 Heavy Horse, mercenaries), 60 Fauchardiere (6 Heavy Foot, polearms), 40 Mann weiteres Fußvolk (4 Heavy Foot), 30 Langbogenschützen (3 Light Foot, longbow), 40 Armbrustschützen mit Pavesen (4 Heavy Foot, light crossbow).

Graf Blocksbergs Aufgebot: 30 Ritter zu Pferd (3 Heavy Horse, knights), 50 Mann Fußvolk (5 Heavy Foot), 40 Gepanzerte zu Fuß (4 Armored Foot), 40 Bogenschützen (4 Light Foot, bow), 20 Schleuderer (2 Light Foot, sling), 10 Plänkler (1 Light Foot).

Runde 1-3

Als Graf Engelschank der Feindes gewahr wird, gruppiert er seine lagernden Truppen gen Osten um. Die Langbogenschützen verschanzen sich bei den Trosswägen und schießen ihre Pfeile auf alles, was sich bewegt. Die Reitersöldner trotten gemächlich aus dem Lager, um den Feind besser bedrohen zu können.

Graf Blocksberg lässt seine Schützen aus dem schützenden Gebüsch ins Lager schießen, zum Leidwesen der Fauchardiere am südöstlichen Ausgang. Die Plänkler dringen durch den Graben ins Lager ein, um den Fauchardieren in den Rücken zu fallen, doch die Pfeile der Langbogenschützen machen ihnen den Garaus. Die Schleuder vermögen nichts gegen die schweren Reitersöldner auszurichten und sollen ebenfalls durch den Graben dringen, um für Chaos im Lager zu sorgen, doch sie werden noch von den engelschankschen Fußtruppen gestellt: Ein Grabenkampf entbrennt!

Runde 4-7

Bisher gab es wenig Bewegung und viel Fernkampf. Doch nun setzen die loyal gebliebenen Söldner Engelschanks zum Sturmangriff auf die Blocksberger Ritter an, die bisher grummelnd als Reserve im Hintergrund standen. Die schweren Söldner-Reiter krachen auf die stehenden Pferde der Ritter ein, Graf Blocksberg versagt fast das Herz! Doch siehe da: Die Söldner haben entweder zu viel oder zu wenig gesoffen, nichts vermögen sie gegen die edlen Recken Blocksbergs auszurichten!

Inzwischen stolpern Blocksberg schwere Fußtruppen weniger ritterlich aus dem Gebüsch und nehmen Formation ein. Schließlich stoßen sie zum Reiterkampf hinzu und dezimieren nach und nach gemeinsam mit den Rittern die Söldner. Selbst Graf Blocksberg eilt zum Kampfgetümmel!

Die letzten stehenden Fauchardiere am Lagertor ergreifen unter dem Pfeilhagel verborgener Schützen die Flucht.

Südlich des Lagers manövrieren blocksberger Fußtruppen Engelschanks Armbruster aus und dringen durch den Graben ins Lager ein. Auch seine Bogenschützen stürmen das nun zugängliche Lager. Es kommt zu einem kurzen Handgemenge.

Runde 8

Einige tapfere Kämpfer in aussichtslosen Situationen müssen sich ergeben. Im Lager sind Graf Engelschank und seine Armbrust- und Langbogenschützen siegreich. Im Osten sind die gepanzerten Fußleute und wenige überlebende Ritter zu Pferde siegreich.

Graf Blocksberg bedenkt die Situation. Er könnte langsam gegen das Lager vorrücken und die in den Wägen verschanzten Bogenschützen zum Nahkampf zwingen. Doch die Verluste beider Seiten sind bereits enorm. Es wurde ausreichend Blut vergossen, um der Ehre genüge zu tun.

Ergebnis

Da sich Graf Blocksberg zurückzieht, hat Graf Engelschank den Tag gewonnen. Ist der Feind von heute der Verbündete von morgen? Oder wartet Blocksberg nur auf eine bessere Gelegenheit, um Engelschank in die Knie zu zwingen?

Und was treibt inzwischen die unwillige Braut?

Nachbetrachtung

Zu wenige Schützen vermögen nichts gegen schwer Gerüstete auszurichten. Auch für die Moral und Kampfkraft lohnt es sich, möglichst große Einheiten aufzustellen statt viele verschiedene kleine Einheiten. Dazu brauche ich aber auch mehr gleichartige Figuren.

Published in: on Januar 22, 2023 at 11:13 am  Kommentar verfassen  
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